Belcanto am Broadway
Das moderne Musical-Repertoire verlangt eine breite Spanne an Gesangsqualitäten. Wenn man West Side Story mit Les Miserables oder Rent vergleicht, findet man alles vom Legitimate, also, klassisch-angelegten Gesang bis Pop- oder Rock-Gesang. Um eine bessere Chance auf dem Arbeitsmarkt zu haben, muss der Musical-Sänger in der Lage sein, die verschiedenen Singstile zu bedienen.
Die Stimme ist ein äußerst flexibles Organ. Durch ihre Beweglichkeit ist sie in der Lage, zahlreiche Klangfarben zu produzieren. Der Kehlkopf ist nicht in einer Position fest verschraubt. Es gibt mehrere Möglichkeiten, den Stimmapparat einzusetzen und für jede Klangmöglichkeit gibt es eine optimale Technik. Keine bestimmte Klangfarbe ist gut oder schlecht im Vergleich zu den anderen. Sie haben alle ihre Gültigkeit. Da der Musical- und Pop-Gesang eindeutig vom Belcanto-Gesang abstammt, bleibt die Frage, welche Aspekte des klassischen Gesangs finden sich im populären Gesang wieder und wo gehen diese Gesangtechniken auseinander? Eine ganze Reihe von technischen Gesichtspunkten sind für beide Gesangstile zutreffend. Voraussetzung für jede Stimme ist eine gute Körperhaltung. Diese hängt auch unmittelbar mit der Atmung zusammen. Dazu gehört der Abbau von Verengungen, der Spannungs-aufbau, die Koordinierung von Stimme und Körper, der Stimmlippenschluss, die Vokalbildung und der Vokalausgleich, das Registertraining und die Koordinierung. Die Qualität der Gesangstimme wird deutlich vom Sprechen abgeleitet, daher der typische Broadway-Sound. (Noelle Turner)
An diesem Tag wird Noelle Turner neben einem Impulsvortrag zum Musicalgesang vor allem praktisch mit Stimmen arbeiten. Dabei soll ein Schwerpunkt vor allem auf jungen Stimmen liegen (ab ca. 12 Jahre bzw. nach abgeschlossener Mutation) und wie eine sinnvolle Stimmarbeit hier aussehen kann.
Außerdem wird Noelle Turner eine aktualisierte Repertoireliste für Vorsingen/Wettbewerbe/ Aufnahmeprüfungen vorlegen und zur Diskussion über das Gehörte/Gesehene einladen.
Prof. Noelle Turner begleitet die Entwicklung des Musicals im deutschsprachigem Raum seit Mitte der 1980er Jahre. Bevor sie 1991 als Professorin für Gesang im Studiengang Musical an der Folkwang Universität der Künste Essen berufen wurde und von 2003 bis 2009 dort als Prorektorin fungierte, unterrichtete sie am Musical-Studio-München und an der Stage School of Music and Drama in Hamburg. Zusätzlich leitete Prof. Noelle Turner im Studiengang der Gesangspädagogik die Klassen in „Fachdidaktik und Unterrichtspraxis“ an der Folkwang Universität der Künste Essen. Sie absolvierte ihr klassisches Gesangstudium am „Oberlin Conservatory of Music“ (Ohio) bei Prof. Richard Miller und unter Prof. Eileen Farrell an der „Indiana University School of Music“ (Bloomington). Es folgten Engagements an der National Opera in den USA, bevor ein Stipendium der Rotary Foundation ein Jahresstudium der Opernschule an der Hochschule für Musik und Tanz Köln ermöglichte. Schon während der Laufbahn als Opern- und Konzertsängerin widmete sich Noelle Turner zunehmend der Gesangspädagogik, insbesondere der Ausbildung von Musical-Darstellern. Seitdem betreute sie (als Vocal-Coach) zahlreiche Produktionen, wie: „Cats“ (Hamburg), „Phantom der Oper“ (Hamburg), „Starlight Express“ (Bochum), „Joseph“ (Essen), „Miami Nights“ (Düsseldorf) und „We will rock you“ (Köln) uvm.
Noelle Turner ist Ehrenmitglied des BDG